Sonntag, Oktober 22, 2006

Verregnetes Wochenende

Wer denkt, dass in Brasilien immer die Sonne scheint, ist komplett falsch. Meine Wochenendplaene fielen ins Wasser, weil es die meiste Zeit in Kuebeln goss. Vorgesehen war, dass die Schule am Samstag einen Ausflug zur Insel Itaparica organisiert und am Sonntag mit Lucas und seinen Freunden zum Sommerhaus seines Vater zu fahren. Leider wurde daraus nichts. Am Samstag Morgen regnete es so stark, dass ich unterwegs zur Schule zum Teil fast bis zu den Knien im Wasser war. Das Wasser kann auf den Strassen einfach nirgends abfliessen und so sind gewisse Strassenabschnitte und Loecher schnell ueberflutet. Nach einem morgendlichen Kaffee mit Schulfreunden, fuhr ich mit dem Bus zum Shoppingcenter Iguatemi um Lucas und Thiago zu treffen. Eine Busfahrt in Salvador ist ein kleines Abenteuer. Man muss bei der hinteren Tuere einsteigen und dann das Ticket kaufen. Dabei sollte man aufpassen und sich festhalten, denn sonst faellt man rueckwaerts aus dem Bus. Der Bus faehrt immer sehr ruckartig los und die Tueren werden erst spaeter geschlossen. Man wird auf einer Busfahrt ziemlich durchgeschuettelt und sobald es ein bisschen bergauf geht, waere manch Fahrradfahrer schneller. Obwohl es nicht sehr bequem ist mit dem Bus unterwegs zu sein, finde ich es doch ziemlich interessant, denn man faehrt durch Gebiete, die man sonst nicht sieht. Es ist einfach abzuraten, nachts die oeffentlichen Verkehrsmittel zu benuetzen und man sollte nicht in den Slums aussteigen.
Wie es hier so ueblich ist, musste ich im Shoppingcenter fast eine Stunde auf meine Freunde warten. Danach berieten mich meine Brasileiros beim Kleider kaufen. Das Shoppingcenter Iguatemi ist ein Shoppingparadies, denn es ist so riesig. Man kann alles moegliche kaufen und es gibt unzaehlige Verpflegungsmoeglichkeiten und Kinos. Die Preise varieren zwischen billig und unbezahlbar (auch fuer mich als Schweizerin).
Danach fuhren wir zu Thiagos Haus. Unterwegs hielten wir an um zu tanken. Hier tankt man sein Auto nicht selber, weil es ist extra jemand bei der Tankstelle dafuer angestellt. Es ueberrascht mich immer wieder, was es hier fuer Jobs gibt. Z.T. bedient jemand den ganzen Tag lang den Lift, der in Salvador die Unterstadt mit der Altstadt verbindet. Im Supermarkt steht jemand am Ende der Kasse und packt die Lebensmittel in eine Plastiktasche. Am Strand verkaufen unzaehlige Leute Mahlzeiten, Drinks, Kleider, CDs oder bieten Stuehle an. Kinder sammeln den Muehl auf oder spritzen den Strandbesuchern beim Heimgehen mit einer Giesskanne den Sand von den Fuessen ab. Sobald man auf der Strasse mit dem Auto anhaelt, kommen junge Maenner angelaufen und wollen das Auto putzen oder etwas verkaufen. Einmal half uns einer beim Einparken und verlangte nachher Geld dafuer. Aus Angst dass das Auto zerkratzt oder sonstwie beschaedigt wird, werden die 2 Reais (ca. CHF 1,00) bezahlt.
Thiago wohnt ein bisschen ausserhalb der Stadt in einem Village (Wohnquartier hinter Mauern fuer die reicheren Brasilianern). Natuerlich wurde das Eingangstor auch von jemanden bedient. Ich staunte nicht schlecht, wie luxurioes Thiago wohnt: In einer Villa mit Pool, Grillplatz, 2 Wohnzimmern, Kueche und 3 Schlafzimmern mit jeweils einem Badezimmer, PC und TV. Nicht zu vergessen das kleine Haeusschen nebendran fuer das Dienstmaedchen. Das Haus war sehr gemuetlich und mit viel Schnigschnag eingerichtet. Meine Freunde erklaerten, dass die Haeuser hier ziemlich billig sind... und dass es noch groessere und schoenere gibt als dieses.
Am Sonntag war es immer noch bevoelkt und recht kalt (23 Grad). Gelegentlich regnete es. Trotzdem zeigten sie mir die wunderschoenen Straende in und um Itapua herum (ok, bei schlechten Wetter waren sie weniger schoen). Ausserdem gingen wir kurz Bikinis anschauen. Natalia und Danielle (Freundin von Lucas und ihre Freundin) erklaerten mir, welche Bikinis in Brasilien normal sind und ich probierte einige. Ich koennte grad so gut nichts anziehen, so mini sind sie. Hier stellt man seinen Koerper gerne zur Schau und tut sehr viel fuer seine Schoenheit. Ich entschied mich gegen einen Kauf, weil ich bin zu gehemmt so an den Strand zu gehen und in der Schweiz wuerde ich mit einem solchen Bikini nur schraeg angeschaut und belaestigt werden.