Samstag, Juli 08, 2006

Ein Rucksack voller Mut und Abenteuerlust


„Spinnst du, das ist doch viel zu gefährlich!“, „Also ich hätte Angst, dass ich zu Hause etwas verpassen würde, wenn ich so lange fortgehe.“ und „Alleine unterwegs sein, das ist doch langweilig.“ waren einige anfängliche Kommentare, als ich meiner Familie und Freunden mitteilte, dass ich plane alleine nach Australien zu gehen. Nach der ersten Skepsis wurde ich dann von den meisten unterstützt, obwohl sie mein Vorhaben nicht richtig verstehen konnten.

Mitte August 2005 sass ich endlich alleine im Flugzeug nach Australien. Es war ein komisches Gefühl, doch gleichzeitig fühlte ich mich unheimlich gut dabei. Ich spürte, dass ich dieser Herausforderung gewachsen war.

Die ersten 4 Monate verbrachte ich in Perth (Westaustralien), lebte in einer Gastfamilie und besuchte eine Sprachschule. Schwierigkeiten mit dem Englisch, Freunde zu finden und im neuen Land klar zu kommen, hatte ich kaum. Natürlich gab es manchmal kleinere Probleme, doch wo schon nicht? Im Grossen und Ganzen hatte ich eine wunderschöne Zeit und lernte viele interessante Menschen aus aller Welt kennen. Ich lernte viel mehr als nur die Sprache.

Nach meinem Aufenthalt in Perth wollte ich noch ein wenig durchs Land reisen. In den ersten 3 Wochen war ich mit Freunden unterwegs, die ich an der Sprachschule kennen gelernt hatte. Danach war ich endgültig auf mich alleine gestellt. Während 4 Wochen zog ich alleine durch Australien und verbrachte auf dem Heimflug noch 3 Tage in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.

Und was geht mir durch den Kopf, wenn ich an meine kurze Solotour zurückdenke? Freiheit! Das Freiheitsgefühl war unbeschreiblich. Manchmal, als ich alleine den Strand entlang spazierte und weit und breit niemanden sah oder voller Tatendrang und Freude eine neue Stadt auskundschaftete, hatte ich das Gefühl, dass mir die ganze Welt gehöre. Ich konnte tun und machen, was ich wollte, schuldete niemandem Rechenschaft, war einfach frei. Wenn es mir irgendwo nicht gefiel, packte ich alles, was ich zum Leben brauchte zusammen, schleppte meinen 20kg schweren Rucksack zum Bus und versuchte mein Glück anderswo. Ab und zu spürte ich ein Gefühl der Einsamkeit, wenn ich an einem neuen Ort keine sympathische Person traf. Aber auch in der Schweiz fühle ich mich manchmal einsam. In Australien wusste ich wenigstens, warum ich mich so fühle. Weil ich alleine war. Warum kommt dieses Gefühl in der Schweiz in mir hoch, bin doch umgeben von Freunden und bekannten Gesichtern?! Im Allgemeinen war es einfach neue Leute kennen zu lernen, da sich die meisten sehr offen und freundlich verhielten. Manchmal blieb eine Begegnung bei einem kurzen Austausch von Erfahrungen, manchmal wurde mehr daraus… Ich hatte nie Mühe, mal etwas alleine zu unternehmen. Einmal ging ich alleine in den Zoo oder verbrachte einen Nachmittag am Strand um in Ruhe ein Buch zu lesen und zu entspannen.

Erst recht nicht der Meinung bin ich, dass ich etwas verpasst habe, weil ich einige Zeit nicht in der alten Umgebung war. Im Gegenteil. In der Schweiz blieb alles beim Alten. Die Leute und ihr Leben, die Gegend, nichts änderte sich gross. Hingegen ich legte tausende von Kilometer zurück, sah eindrückliche Orte und schloss Freundschaften mit Japanern, Brasilianern, Italienern usw, und veränderte mich selber ein bisschen. Ausserdem erlebte ich einige unvergessliche Momente, die man in der Schweiz nicht so schnell erlebt z.B Skydiving (aus 4000m Höhe aus dem Flugzeug springen), 3 Tage lang auf einer Insel unterwegs sein ohne zu duschen und das Geschirr im Meer mit Sand abzuspülen, einen Abend lang mit den neuen Zimmergenossen Bier trinken und über Gott und die Welt reden und dann merken, dass das Zimmer überbucht ist und kein Bett mehr für mich frei ist usw. Wunderschöne „Liebes“nächte am Strand gehören natürlich auch zu einer solchen Reise. Und war es gefährlich? Ich würde sagen „Nein“. Doch das ist Ansichtssache. In Australien kam ich nie in gefährliche Situationen, abgesehen davon, dass ich einmal im angetrunkenen Zustand vergass, dass hier Linksverkehr herrscht und ich fast überfahren wurde. Hingegen in Malaysia ging es ein wenig anders zu und her. Da war es schon ein Riesenkampf sich als Fussgängerin bei den Autofahrern zu behaupten, die nervenden Taxifahrer loszuwerden und sich von den Strassenverkäufern nicht betrügen zu lassen. Hier machte ich leider wirklich eine schlechte Erfahrung. Ich wurde von malaysischen Frauen betrogen und verlor bei einem Falschglücksspiel viel Geld. Doch das ist eine andere Geschichte. Schlechte Erfahrungen gehören bei einer Reise dazu. Es kann nicht immer alles perfekt sein. Das wichtigste ist, dass ich keinen körperlichen oder seelischen Schaden davon trug. Es war „nur“ Geld. Und die Lust am Reisen konnte mir dies erst recht nicht nehmen. Ich möchte irgendwann wieder nach Südostasien gehen. Es gibt auf dieser Welt noch so viele schöne Orte zu sehen und vieles zu erleben.

Ich kann es wirklich allen empfehlen alleine zu reisen. Vor allem den Frauen möchte ich Mut machen, dass eine Solotour möglich ist. Egal was andere sagen. Man geniesst und erlebt eine Reise und sich selber einfach viel intensiver und ist freier und offener für alles, was auf einem zukommt. Das einzige, was man braucht, ist ein Rucksack voller Mut und Abenteuerlust!

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

dein abenteuer klingt schön und spannend ... ich würde mich über kleine details freuen ... es gibt bestimmt genug kleine geschichten zu berichten.

1:27 AM  
Blogger Summerchaetzli said...

Bei Radio Blind Power unter www.rbponline.ch in der Rubrik "Reise-Radio" berichte ich über meine vergangenen Erlebnisse in Australien. Die Serie ist leider noch nicht beendet, doch es dauert nich mehr all zu lange :-) Viel Spass!

10:33 PM  
Anonymous Anonym said...

Wow, ich find´s super, daß Du das gemacht hast und soviele tolle Erfahrungen dabei gesammelt hast. Ein kleines bisschen neidisch bin ich wohl ;-)

10:58 PM  

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